3. Lesung im öffentlichen Nahverkehr
Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr sind unterwegs von A nach B.
Sie werden zu Zuhörern von unangekündigten, unbekannten Texten, an einem Ort, der eine Lesung nicht vermuten lässt. Im Bus, oder in der Straßenbahn, oder auch in der U-Bahn.
Die Reaktionen der Fahrgäste könnten unterschiedlicher nicht sein: während manche näher kommen, ihre Kopfhörer abnehmen, um der Lesung besser folgen zu können, sind andere völlig unbeeindruckt und führen ihre Unterhaltung mit lauter Stimme fort.
Besonders berührend ist, wenn in einer voll besetzten Straßenbahn sekundenlang völlige Stille entsteht.
Die 3. Lesung startet am Donnerstag, den 26.6.2014 um 13.30 Uhr am Ostbahnhof.
Konzert des Chores „Die Dissonanten Tanten“
„Die Dissonanten Tanten“, ein bekannter Frankfurter Frauenchor unter der Leitung von Viola Engelbrecht, bietet ein Konzert-Programm, das die Entwicklung der Populärmusik von den 20er Jahren bis zum Ende des Krieges thematisiert:
„Gute Laune oder was?“
„Oder was?“ bringt auf den Punkt, was man in der Inszenierung immer wieder hört und sieht.
Schlager im Nationalsozialismus bedeuten eine Gratwanderung. Viele Melodien klingen heute noch in den Ohren, oft ohne das Wissen um ihre Entstehung und den geschichtlichen Zusammenhang.
Viola Engelbrecht hat gut recherchiert. Sie kombiniert und gestaltet eigentlich unvereinbares musikalisches Material so, dass die Zuhörenden es als Störung und Irritation erleben. Eine weitere Herausforderung war, die Schlager, die in ihrer Originalfassung nie für Chor geschrieben wurden, neu zu arrangieren.
Die „Dissonanten Tanten“, ein 30-stimmiger Frauenchor, singen seit 20 Jahren auf hohem musikalischen Niveau.
Am Freitag und Samstag, den 27. Und 28. Juni 2014.
Im Gallus Theater, Kleyerstraße 15,
Um 20 Uhr
Kartenreservierung wird empfohlen unter 069-75 8060-20
Schreibperformance am 13.05.2014 erfolgreich
Die Schreibperformance „528“ fand wie geplant am Dienstag, 13. Mai 2014 statt. Margarete Rabow schrieb zehn Stunden lang die Namen der 528* Todesopfer mit weißer Schulkreide auf den Asphalt vor der Frankfurter Katharinenkirche / Hauptwache. Aus der Aktion geht ein einminütiger 16mm-Film hervor, bestehend aus Einzelbildfotografien jedes Namens.
Die Flüchtigkeit festhalten, kann das gelingen?
Noch während des Schreibens begann es zu regnen, was Margarete Rabow dazu zwang, aufzuhören und die Namen zu filmen. Denn ein heftiger Schauer hätte alles Geschriebene in Minuten fortspülen können. Doch dann zeigte sich das Wetter bis zum Abend gnädig. Die Performance ist auf Flüchtigkeit angelegt. Ein temporäres Kunstwerk, das die Passanten zum Nachdenken anregen soll. Dieses Konzept ging auf, denn es blieben viele Menschen stehen, erkundigten sich und führten zum Teil lange Gespräche mit der Künstlerin und Mitgliedern des Teams. Sie zeigten sich alle beeindruckt, mitunter sehr berührt. Nur vereinzelt wurde der Anlass als Plattform genutzt, die eigene abweichende Gesinnung zu verkünden. Die Menschen, die die Performance erlebten, werden das KZ Katzbach und die große Anzahl seiner Opfer mitten in Frankfurt nicht vergessen. Wenn nach zehn Stunden Schreiben die ersten Namen schon zu verblassen beginnen und am folgenden Tag die Schrift nur noch zu erahnen ist, bleibt dennoch der Film „528“.
Die Schreibaktion in der Presse:
- Frankfurter Rundschau: „528 Namen an der Hauptwache„
Bilder von der Performance:
Fotos: Margarete Rabow
* Quellennachweis: ISG, Grünflächenamt 333
Performance an der Hauptwache am 13. oder 14.05.2014
In Ihrer nächsten Performance möchte Margarete Rabow erneut die Passanten an der Hauptwache irritieren.
Am 13.5.2014, bei Regen am 14.5.2014, schreibt sie mit weißer Schulkreide die Namen der 528 Ermordeten des KZ Katzbach, die auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben sind, auf den Asphalt. Auch im Gedenken all derer, die in den ehemaligen Adlerwerken gelitten haben, ihr Leben in Sterbelagern und auf Todesmärschen verloren und deren Namen wir nicht kennen.
Wie bei einigen anderen ihrer Werke, arbeitet Margarete Rabow mit erhöhtem Körpereinsatz. Auf den Knien liegend wird sie schreiben, Name für Name, voraussichtlich 12 Stunden lang oder länger.
Für kurze Zeit werden Schicksale sichtbar, jeder Name ein Mensch, eine Geschichte, ein zerstörtes Leben.
Margarete Rabow wird um 8 Uhr beginnen, es wird empfohlen ab 10 Uhr zu kommen, dann werden schon viele Namen sichtbar sein.
Von der Performance wird ein Film erstellt, der später an öffentlichen Orten gezeigt werden soll.
Eindrücke von der erfolgreichen ersten Lesung
Die erste Lesung im öffentlichen Nahverkehr fand wie geplant am 8. April statt – in der Straßenbahn 11 in Richtung Fechenheim, Start war an der Galluswarte. Wir haben ein paar Bilder vom erfolgreichen Aktionsstart für Sie zusammengestellt.
Teilnehmer für Aktion „Lesungen im öffentlichen Nahverkehr“ gesucht
Am 8. April findet die erste von insgesamt neun Lesungen im öffentlichen Nahverkehr statt. Wichtige Informationen und weitere Daten wie Zeitpunkt und Strecke der Lesungen finden Sie auf der Übersichtsseite der Aktion.
Für die Lesungen in Bussen und Bahnen suchen wir Menschen, die im Vorlesen geübt sind. Neben drei aktiven Vorlesenden können zwei Personen als Begleitung mitfahren.
Die Lesungen werden für eine spätere Dokumentation gefilmt.
Bitte bedenken Sie, dass unter schwierigen akustischen Bedingungen gelesen wird und die Texte unter die Haut gehen.
Bitte teilen Sie uns in Ihrer Anmeldung mit, an welchem Termin Sie teilnehmen möchten und in welcher Funktion. Eine mehrmalige Teilnahme ist möglich.
Möchten Sie sich über die Lesungen informieren oder selbst an der Aktion teilnehmen? Bitte kontaktieren Sie uns per E-Mail an post@kz-katzbach.de, über das Kontaktformular oder das Teilnahmeformular.
Die Aktion „Fallen“ in der Presse
Zahlreiche Medien, darunter Zeitungen, Fernsehsender und private Blogger, berichteten über die Aktion „Fallen“ am 24. März. Einige Artikel aus dem Online-Bereich haben wir hier für Sie verlinkt.
- Frankfurter Rundschau: „Menschen fallen an Hauptwache zu Boden„
- Frankfurter Neue Presse: „Performance auf der Zeil erinnert an KZ Katzbach in Adlerwerken„
- regiomelder.de: „Zum Gedenken an KZ-Opfer: Kunst-Performance lässt Hunderte zu Boden gehen„
- The Telegraph: „Pictures of the Day„
- rheinmaintv: Videobeitrag „Gedenken an KZ-Außenlager in Frankfurt„
- Internationale Gesellschaft für Menschenrechte: „‚Fallen‘ zum Gedenken an Frankfurter KZ-Opfer„
- frankfurt.de: „Gedenken an das KZ-Außenlager ‚Katzbach‘ in den Adlerwerken„
- schmerzwach.blogspot.de: Ein Teilnehmer beschreibt seine Eindrücke in „Fallen – eine Irritation im öffentlichen Raum„
Teilnehmer über die Aktion „Fallen“
Die Aktion „Fallen“ am Montag beeindruckte nicht nur Passanten, die zur gegebenen Zeit auf der Zeil unterwegs waren. Auch zahlreiche Teilnehmer gaben uns viele Rückmeldungen und zeigten sich bewegt. Einige Stimmen möchten wir mit Ihnen teilen:
Liebe Frau Rabow,
ich möchte mich für Ihre gestrige künstlerische Aktion nochmals sehr herzlich bedanken. Meine Teilnahme war für mich ein Stück Erinnerungsarbeit für meinen Vater, für die vielen Unschuldigen im KZ Katzbach gefangenen und geschundenen und es war für mich eine Möglichkeit, aktiv etwas für die Erinnerung an dieses Themas in der Öffentlichkeit zu tun. […]
Ich denke, dass wir nicht unsere Geschichte und unseren „Auftrag“ vergessen dürfen, damit unsere Zukunft und die unserer Kinder und Enkel eine glückliche in Freiheit und Gleichheit sowie in Frieden und mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung sein kann.An der Dokumentation u.ä. bin ich sehr interessiert.
Herzliche Grüße
Ihr
René Dumont
250 Menschen fallen am Montagnachmittag zu Boden. Passanten schauen irritiert, sprechen z.T. auch die am Boden Liegenden an, warum sie das tun. Eine besondere Art des Gedenkens an die 528 namentlich bekannten ermordeten Opfer des ehemaligen KZ Katzbach, inmitten Frankfurts in den Adlerwerken. Ich bin einer von denen, die nur wenige Minuten auf dem Betonboden liegen, bis die Umrisse mit Kreide nachgezeichnet sind. Der Boden ist kalt, eklig, Hühnchenreste und Zigarettenstummel, am Rande liegend frage ich mich, wann mich der erste Passant mit dem Schuh am Kopf trifft. Wenige Minuten nur, gut wenn es vorbei ist, wir wieder aufstehen können. Wie viel mehr haben sie gelitten, deren Namen wir auf den Boden neben die Kreideumrisse schreiben. Ein wenig Aufmerksamkeit inmitten der Stadt, auf der Zeil, für eine Stunde. Ich hoffe, dass mehr bleibt von dieser Aktion, nämlich die nicht zu vergessen, die gelitten haben und gestorben sind mitten unter uns.
Franz Biebl
Eine gelungene Aktion zum Erinnern an eine dunkle Zeit in Deutschland zwischen 1933 und 1945. Gerade heute ist es wieder wichtig an die Opfer von Gewalt und Terror der Nazis zu gedenken, auch in Hinblick auf die zehn Ermordenden der Thüringer Neonazi-Zelle heutzutage. Ich bin froh und dankbar, an der Aktion „Fallen“ mitgemacht zu haben, denn jedes Opfer hat immer einen Namen und war ein Mitmensch wie Du und Ich.
Bodo A. von Kutzleben
Frankfurt am Main
Danke
an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion „Fallen“ am 24. März 2014 in Frankfurt.
Durch Ihr großartiges Engagement ist es uns gelungen, nachdrücklich an die Opfer des KZ Katzbach in den ehemaligen Adlerwerken zu erinnern.
Das hundertfache Hinlegen von Menschen vor der Katharinenkirche und auf der Zeil war gleichsam ein kurzes Anhalten der Zeit. Eine für diesen Ort und diese Zeit ungewöhnliche Stille erzeugte Gänsehaut und auch Beklemmung. Das nachfolgende Umrisse zeichnen und Niederschreiben der Namen ließ Passanten quasi aufwachen und neugierig den Hintergrund erfragen. Einige nahmen sogar an der fortgeführten Aktion teil.
Dank Ihrer Hilfe haben wir mit dieser ersten Aktion begonnen, ein Erinnern an das KZ Katzbach anzustoßen und den Opfern einen Namen zu geben.
Die Kunstaktionen gegen das Vergessen werden fortgesetzt.
Hier einige Eindrücke von der gestrigen Aktion:
Ablaufplan für die Aktion „Fallen“ am 24. März
Der zeitliche Ablauf der Aktion „Fallen“ am Montag, 24. März 2014, steht nun fest. Wir sind nach wie vor auf der Suche nach Teilnehmern. Wenn Sie Interesse an der Aktion haben, zögern Sie bitte nicht, uns am Montag um 15:30 Uhr in der Katharinenkirche aufzusuchen – auch ohne vorherige Anmeldung.
15:30 Uhr Treffen in der Katharinenkirche
- Empfang der Teilnehmer mit Materialausgabe und Einweisung.
16:00 Uhr Rausgehen und sich verteilen
- Teilnehmer gehen aus der Kirche und verteilen sich nach Anweisung im Bereich der Hauptwache etwa 3-4 Schritte voneinander entfernt.
16:30 Uhr Hinlegen
- Auf Handzeichen der Künstlerin und von Helfern legen sich die Teilnehmer auf den Boden.
16:31 Uhr Umrisse zeichnen und Namen schreiben
- Helfer zeichnen erste Umrisse um die Teilnehmer.
- Teilnehmer schreiben Namen zum Umriss.
- Dann zeichnen die Teilnehmer, die ihren Umriss mit einem Namen versehen haben, weitere Umrisse um die Teilnehmer, die noch liegen (Schneeballsystem).
16:32 Uhr Fotos machen
17:00 Uhr Materialienrückgabe und Stärkung
- Teilnehmer geben Kreide und Namen bei den Helfern ab.
- Stärkung bei Brot und Butter in der Katharinenkirche.
offenes Ende