Versteckte Hinweise werden wahrgenommen
Die „Versteckten Hinweise“ werden wahrgenommen.
Weit über tausend der limitierten Künstlerkarten wurden bisher in verschiedenen Stadtteilen angebracht. Interessierte Menschen sprachen uns gleich an, aber es kommen auch Rückmeldungen per Mail.
Die Erfahrung zeigt, dass die Karten nicht lange hängen bleiben. Wir hoffen, dass viele Passanten sich eine Karte mitgenommen haben.
Hier noch eine Zuschrift, die uns in Verbindung mit den versteckten Hinweisen per E-Mail erreicht hat. Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.
Sehr geehrte Frau Rabow,
ich habe heute auf dem Weg zur Arbeit zu den Adlerwerken die Karten gesehen. Jeden Morgen gehe ich vorbei an der Gedenktafel zu meinem Arbeitsplatz.
Ich finde es gut dass immer wieder an diese Zeit und die Geschehnisse erinnert wird. Manchmal habe ich das Gefühl dass es erst die Generation, geboren in den 50er und 60er Jahren ist, die dies aufarbeitet. Man kennt noch die Erzählungen der Großeltern und anderer Zeitzeugen. Mir geht es so dass ich mich an solche Bemerkungen über Juden, Polen, Tschechen in meiner Kinderzeit gut erinnern kann. Man konnte es damals nicht einordnen. Heute habe ich das Gefühl dass diese Generation das Erlebte gar nicht richtig verarbeiten konnte. Ich denke man wusste sehr viel, wollte aber möglichst viel vergessen um wieder einen neuen Beginn machen zu können.
Ein älterer Herr hat mir vor zwei Wochen am Gartenzaun erzählt (ich wohne in Hanau-Steinheim) wie er als Schüler die Schändung der Steinheimer Synagoge erlebt hat. Das Gebäude steht noch. Die Schüler haben damals schulfrei bekommen um dabei zu sein. Keiner der zwei Lehrer, die das organisiert haben, so sagte er, konnten die Schüler jemals wieder respektieren.
In diesem Gespräch am Abend fragte er nach meiner Arbeit. Ich habe ihm erzählt dass ich in den ehemaligen Adlerwerken arbeite. Das erste was er darauf sagte: „da war mal ein KZ“.
Vielleicht wusste ein Schüler aus Steinheim dass es das gab, vielleicht hat er viel später darüber gelesen.Als kleines Sinnbild für den Umgang mit dieser Zeit in den sechziger Jahren, meiner Kindheit, ist ein Erlebnis dass ich später erst verstanden habe. Die Hauswirtin hatte in der Waschküche ein großes rotes Tuch eingeweicht. Ich war neugierig, sie wollte aber nichts dazu sagen. Es stand ein Festumzug an und alle wollten mit Fahnen die Häuser schmücken. Sie dachte wohl, wenn man die alte Fahne nur lange genug einweicht wird das Hakenkreuz schon rausgehen.
Ich habe mir heute einiges über das KZ, die Menschen, die Verantwortlichen und die Zustände auf verschiedenen Internetseiten angelesen und bin noch ganz erschüttert dass das alles in Frankfurt, ein paar Meter von meinem Arbeitsplatz in den Adler-Werken passiert ist.
Gruß aus Steinheim am Main